Martin Holzschuh ist durch die dunklere Palette bekannt, die seine Malerei oft dominiert, durch sein Spiel mit gesättigten Farben und figurativen wie nicht figurativen Formen und Strukturen, – es sind ruhige und doch zugleich – ohne dass sich ein Widerspruch ergibt – dynamische Bilder.
Erhard Metz FEUILLETON FRANKFURT, das Online Magazin
Das Oeuvre von Martin Holzschuh ist gekennzeichnet durch seine dunklen erdigen Farbtöne, die vehement an die Farbpalette der 20er Jahre des 19. Jahrhunderts erinnern, zum Beispiel an die Künstlergruppe um Johann Michael Bossard (1874-1950).
Diese Düsternis bricht Holzschuh durch seinen Duktus auf, wodurch unverwechselbare Ölgemälde entstehen. Durch ihre Farbgebung vermitteln Holzschuhs Werke einen scheinbar undefinierbaren Schmerz.
Martin Holzschuh, Stewardess, 2008. Öl auf Leinwand
Das Porträt einer Stewardess von 2008, das zu Beginn einer ganzen experimentellen Serie steht, durchbricht die Grenze von Abstraktion und Abbild und führt somit einen expressionistischen Ansatz in die Darstellung eines persönlichen Ausdrucks zurück. Diese Auftragsarbeit konterkariert die allgemeingültige Vorstellung einer uniformierten Berufsgruppe und fusioniert die Persönlichkeit der dargestellten Person mit der Wahrnehmung des Künstlers.
Cordula Froehlich M. A.
Holzschuh setzt mit seiner dynamisch-kinetischen Malweise einen nachdrücklichen Kontrapunkt zu der sich epidemisch ausbreitenden künstlerischen Beliebigkeit; seine Bilder sind Dämme gegen den unablässigen Strom von Bildern und Worten, der sich über und in den Kunstmarkt ergießt. An lediglich dekorativem Malen noch gar am eitlen Geschwätz darüber kann und will sich Martin Holzschuh nicht beteiligen. Diesen unzumutbaren Zumutungen gegenüber versucht er sich durch seine Malerei zu behaupten; insofern wohnt Martin Holzschuhs Malerei etwas Existentielles inne, eine selten gewordene Ernsthaftigkeit.
Ausstellungstext:[cwg] christine wagner gallery präsentiert zum zweiten Mal Werke von Brüsseler und Frankfurt-Offenbacher Künstlerinnen und Künstlern in Brüssel in der Nähe des ,Place du Sablon‘ – im Herzen von Brüssel.
Die landschaftlichen Eindrücke […] wirken nachhaltig. Nicht als ein Moment, der sich ganz konkret in seiner Erinnerung verfestigt, sondern vielmehr als Facetten eines flüchtigen Augenblicks, die sich zu einem Gesamtbild wie Teile eines Puzzles zusammenfügen.
[…] Nicht die Realität abbilden, aber dennoch eine Beziehung zu ihr suchen, sich ihr anzunähern und zu bewältigen, ohne sie unmittelbar darstellen zu wollen, ist ein Konflikt, dem sich Martin Holzschuh in seiner Malerei stellt. Die Divergenz zwischen dem, was in Wirklichkeit sichtbar ist, und dem, was sich aus einer Erinnerung, aus einem flüchtigen Moment der Empfindung speist, manifestiert sich in seinen Bildern. Die Grenzen zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion sind oftmals fließend. Das eine existiert nicht ohne das andere […].
Raum und Zeit werden von Martin Holzschuh nicht definiert als Fixpunkte, sondern als Variablen, mit denen er die Ambivalenz zwischen Wirklichkeit und Darstellung auszuloten sucht. Variablen, die sich, ähnlich wie zwei Magnete, anziehen und wieder abstoßen können.
Farbe und Formen entwickeln jeweils ein Eigenleben, das dazu verleitet, das Dargestellte als Figuration zu betrachten. Und doch kann es auch als rein abstraktes Werk gelesen werden, eines das geprägt ist durch seine expressive Bildsprache.
Klassische Bildmotive wie der Akt oder das Porträt entkernt Martin Holzschuh. Statt jedes Detail einzufangen, entwickelt er Gesichter und Körper aus Linien und einfachen Flächen heraus. Auch hier konstruiert er, um das Konstruierte im Anschluss wieder zu verwerfen und neu zu überdenken.
Alexandra Flieth
Veröffentlicht in: Sein und Nichtsein: Malerei / Martin Holzschuh. Ausstellungskatalog / Ausstellungshalle 1A, 08.02.2019-03.03.2019. Frankfurt am Main: KANN-Verlag, 2019.
Ein Blick ist etwas Flüchtiges, Vorübergehendes, noch nichts Endgültiges. Andererseits ist der erste Blick ein prägender Anhaltspunkt, um sich ein Urteil zu bilden, das nicht selten auf den ersten Eindruck zurückfällt. So wie das Heute etwas Bewegendes ist, welches verschiedene Sichtweisen beinhaltet, die man auf den ersten Blick erkennt oder übersieht. Ein Bild ist eine Auseinandersetzung mit dem Heute, wie es sich in der Wahrnehmung entfaltet.
Martin Holzschuh
Veröffentlicht in: Blick auf heute. Kunst aus dem Main-Taunus-Kreis. Taunus Kunst Triennale 1. Biografien und Kommentare. 1. Dezember 2019 – 16. Februar 2020